So, nun liegt die bekannte Blog-WM 2010 einige Wochen zurück. Viel ist damals passiert, weniges schönes, vieles unschönes. Zuerst das positive: Ich konnte mit meinem Blog „Australia Inside“ am Ende den Vize-Platz erringen, Weltmeister der deutschen Blogszene wurde der Frittenblog.
Aufgrund der Länge ist dieser Artikel erstmals aufgeteilt, und weiter geht es nach einem Klick.
Der Beginn
Am Anfang schien die ganze Sache noch recht lustig zu werden. Es war für mich schon überraschend, dass ich überhaupt an der Ausscheidung teilnehmen durfte, so machte ich mir eigentlich wenig Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze. In der ersten Vorrunde trat ich dann gegen den Medien-Blog an, und konnte mich sehr knapp durchsetzen. Für mich war dies schon sehr erstaunlich, denn ich erfuhr erst zum Ende der Vorrunde, dass ich überhaupt in der Auswahl war. Ich kam damals gerade von einem Festival wieder und konnte nur wenige Freunde motivieren noch für mich zu stimmen.
Die zweite Vorrunde war dann schon deutlich spannender. Ich konnte mich hier etwas deutlicher gegen den bloggenden Papa durchsetzen. Ich sah bereits über Twitter, dass dieser relativ viel Unterstützung für sich gewinnen konnte. Ich suchte die Unterstützung über Facebook, ICQ und Twitter. Und kam wieder eine Runde weiter. Extrem wurde es in dieser Runde, da sich zwei relativ bekannte Blogs ein Kopf-an-Kopf rennen lieferten und deutlich mehr Stimmen als alle anderen mobilisierten.
Der Wind dreht sich
Nach den Vorrunden begann dann schließlich das Achtelfinale. Die einzelnen Kontrahenten wurden ausgewürfelt – und mein kleiner Blog durfte gegen den siegreichen Favoriten der vorherigen Runde antreten. Genau, der mit den vielen hundert Stimmen. Trotz denkbar schlechter Position setze sich mein Blog am Ende durch. Über 800 Stimmen wurden abgegeben, wovon 53% auf meinen Blog entfielen.
Übel wurde es jedoch erst mit der eigentlichen Auswertung zum Start des Viertelfinales, denn hier wurde klar, dass es das erste Mal im Verlauf des Wettstreits zu einem Manipulationsversuch gekommen war und so musste ein Blog ausscheiden. Ich habe natürlich nicht manipuliert, was auch vom Veranstalter bestätigt wurde – trotzdem musste ich mir in den folgenden Wochen wüste Beschimpfungen und Unterstellungen anhören. Der ausgeschiedene Blog stellte sich dabei als denkbar schlechter Verlierer dar.
Ich werde am Ende des Artikels noch einmal kurz auf meine „Werbung“ eingehen.
Im Verlauf des Viertelfinales musste ich mich gegen den Appblogger durchsetzen. Nun, „ich“ ist hier falsch, denn ich habe in dieser Runde komplett keine Werbung gemacht. Ich war während dieser Runde auch stark am Überlegen, ob ich nicht lieber ganz aufhöre und aus der Aktion aussteige. Mein Australien-Blog war damals für Freunde, Familie und Bekannte entstanden, damit diese während meines Australien-Semesters mitverfolgen können, was in meinem Leben passiert, wo ich unterwegs bin und was ich so treibe. Letztlich zeigte sich, dass ich auch noch andere Australien-Begeisterte anzog, und so lies ich den Blog auch weiter online.
Mich aber Beschimpfen zu lassen oder mir zu unterstellen, ich würde Betrügen – dafür habe ich den Blog wahrlich nicht geschaffen.
Bei der Auswertung des Viertelfinales stellte sich dann erneut ein Betrugsversuch heraus. Offenbar ist die deutsche Blogosphäre nicht so ehrlich, wie man ein Blogger gerne glauben möchte. Peer setze sich noch einmal für mich ein und bat darum, von weiteren Vorwürfen Abstand zu nehmen. Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal Bedanken! Das Endergebnis war letztlich extrem spannend, mit nur 6 Stimmen zog ich ins Halbfinale ein. In den letzten 24 Stunden den Viertelfinales entschied ich mich dann doch noch einmal, nach Ermunterungen von Biggi und Peer, ein wenig Werbung zu machen.
Nach dem Regen kommt die Sonne
Im Halbfinale hatte ich dann sozusagen Glück, denn ich musste nicht gegen die Pommeswelt antreten. Stattdessen hieß mein Mitstreiter Medizynicus. Das ist nicht nur ein schwieriger Name, sondern auch ein toller Blog. Mit viel Ironie und Witz bekommt ihr dort Geschichten aus dem täglichen Leben eines Provinzarztes serviert. Und wie man weiß, sind solche Blogs sehr beliebt. Entsprechend schwer schien das Halbfinale auch zu werden. Dank enormer Unterstützung konnte ich mich aber wieder durchsetzen und fand mich schon eine Woche später im wohl unmöglichsten Match wieder:
Pommeswelt vs. Australia Inside
Als ich das sah dachte ich nur so „Verdammt!“. Die Pommeswelt war bereits zu Beginn einer meiner Favoriten, wenn nicht sogar der Favorit schlechthin. Da ich in dieser Woche auch bereits mit meinem Festival-Marathon beschäftigt war, machte ich nun deutlich weniger Werbung. Ich glaube auch nicht, dass einer von uns dem anderen den Sieg nicht gegönnt hätte, und so freute ich mich am Ende genauso als wär ich der Blog-Weltmeister geworden.
Meine Werbung
Nun, was habe ich gemacht, um am Ende im Finale zu stehen? Denkbar wenig.
Ich hatte das enorme Glück, dass ich zwei Freunde für die Aktion begeistern könnte. Max ist bereits seit einigen Jahren ein guter Bekannter und er konnte sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen Communitys enorme Freundeskreise aufbauen. Er konnte mir auf diese Weise sozusagen mehrere tausend Kontakte zur Verfügung stellen. Er war es auch, der in fast allen Runden am heftigsten die Werbetrommel rührte.
Zu ihm gesellte sich dann noch die Schwester meiner Freundin. Sie war auch direkt begeistert von der Aktion und versuchte über Kommentare, Foren und ICQ viele Leute zu motivieren. Dabei hatte Sie selbst zwar weniger Kontakte wie Max, konnte jedoch trotzdem die Aktion weit verbreiten. Ohne diese zwei wäre ich wohl nie soweit gekommen.
Ich selbst habe meine bestehenden Netzwerke insgesamt drei Mal komplett aktiviert. Natürlich habe ich regelmäßig über Twitter und Facebook auf die Aktion hingewiesen, jedoch bei diesen drei Malen habe ich die Aktion in allen Communitys, in denen ich angemeldet bin, verbreitet, habe drüber gebloggt, habe eine kleine Verlosung gestartet und sogar meine komplette ICQ Liste mit Nachrichten genervt… allein bei ICQ sind dies annähernd 550 Kontakte (zur Info: bei 600 Kontakten sperrt sich der ICQ Server).
Fazit
Nun, ein Fazit ist schwierig. Zu Beginn hat die Aktion mir sehr viel Spaß gemacht, doch mit den Vorwürfen und Beschimpfungen, denen ich mich nach dem Achtelfinale ausgesetzt sah, verging dieser. Letztlich wartete ich auf das Ende der Aktion. Aufgaben war nicht drin, denn dann hätte dies wie ein Schuldeingeständnis gewirkt. Schuld? Ich habe doch fair gespielt…
Also weiter machen.
Letztlich war auch dies ein Hauptgrund, warum ich nun schon einige Wochen nicht mehr gebloggt habe. Ich habe mich mehrfach gefragt, warum ich das ganze mache und ob ich mich wirklich weiter solchen Idioten aussetzen sollte. Doch die Antwort ist recht einfach:
Scheiß auf diese Idioten!
Die mögen vielleicht bekannte Blogger sein, doch was haben die sonst erreicht? Von solchen Dummköpfen sollte ich mich nicht unterkriegen lassen. Und so werde ich nun also probieren, weiter zu bloggen, mit neuen Themen – denn mein Studium neigt sich dem Ende zu, und neuem Elan. Aber auch mit neuer Vorsicht, mit wem ich mich einlasse.
Was hat mir die Blog-WM statistisch gebracht? Nun, ich könnte hier schreiben, dass ich eine Besuchersteigerung von über 600% hatte, doch wäre das Augenwischerei. Fakt ist:
Ich hatte im Verlauf der Aktion etwa 30-40 Besucher mehr wie zuvor. Zuvor waren es etwa 10-15 pro Tag, mal mehr, mal weniger.
Doch diese neuen Besucher schienen nicht den Feed zu abonnieren (kaum mehr Klicks) und auch nicht lange zu verweilen. Also wohl keine Australien-Begeisterte.
Ich glaube hier liegt auch das größte Verbesserungspotential:
Bisher hat die Aktion vor allem „SEO“s erreicht, oder diejenigen die an solchen Themen interessiert sind. Es gab auch andere Teilnehmer, klar, aber die Mehrzahl der Blogs schien doch an solchen Themen zu arbeiten und sich mit der Suchmaschinenoptimierung zu beschäftigen. Umso schöner fand ich es, dass sich am Ende gerade die „normalen“ Blogs durchsetzen, die eben nicht nur Trendthemen bloggten.
Für die Zukunft wäre es sicher gut, wenn man die Aktion weiter verbreiten könnte, neue Medien-Partner findet und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht. 1000 Stimmen in einem Duell sollten dann nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. So würde die Aktion sicher auch wieder fairer werden.