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Rechtlich fragwürdige Services: Fotos verändern (am Beispiel roodle)

Heute wurde ich durch einen Beitrag bei Deutsche-Startups auf den Service „roodle“ aufmerksam, ein erneuter „Bild-Veränderungs-und-Veröffentlichungs“-Service im Internet.
Die Idee dahinter mag interessant sein und das ganze bietet sicherlich einen deutlichen Mehrwert, allerdings scheint sich keiner der Anbieter solcher Services Gedanken über rechtliche Aspekte zu machen. Auf Roodle wird hier im Forum lapiar abgewinkt:

…der User akzeptiert durch den Upload unsere AGB und diese besagt deutlich, dass wir nicht für illegal Inhalte haften…

Sicherlich aus Sicht des Betreibers eine einfache Lösung, aber ist dies ausreichend? Nun, ich bin kein Anwalt und kann daher keine rechtlich verbindliche Äußerung abgeben, ich kann hier lediglich meine Einschätzung kund tun.
Der Service wurde laut FAQ gegründet, um Partyfotos einfach auszutauschen und Freunden zugänglich zu machen. Schön und Gut, aber viele der Fotos, die hier veröffentlicht werden (die „Partyfotos“), sind in der Regel wohl Eigentum der jeweiligen Eventfotografen – und ob diese einer Veröffentlichung zustimmen ist fraglich.

Extrem problematisch wird es jedoch in dem Moment, wo man die Fotos direkt online bearbeitet. Das Entfernen von Urheberrechtshinweisen (sog. Wasserzeichen) ist dann nur noch ein paar Klicks entfernt.
Auch problematisch: Roodle bietet den Nutzern an, die Fotos direkt online zu bestellen; hier wird also direkt Geld mit den Werken Fremder (wenn denn das Foto nicht dem Nutzer gehört) verdient, der Urheber wird jedoch nicht daran beteiligt. Spätestens hier dürfte die Rechtslage zu Gunsten des Urhebers liegen.

Zusammen gefasst ist die Idee, welche die Macher von Roodle mit ihrer Seite verfolgen, sicherlich sehr schön und bietet dem Nutzer einen ordentlichen Mehrwert – von dieser Seite gibt es keine Kritik meinerseits. Allerdings scheinen sich die Macher keine Gedanken über rechtliche Fragen zu machen. Die patzige Antwort im Forum (s.o.) ist zudem für Urheberrechtsinhaber … nunja, es ist sicherlich kein zuvorkommendes Handeln. Von einem modernen Unternehmen hätte ich eine deutlich diplomativere Antwort erwartet.

Fazit:
Sollte ich einmal eine meiner Fotografien dort wiederfinden, so kann die Firma direkt mit einer Rechnung rechnen. Durch die Werbeeinblendungen und die Bestellmöglichkeiten erwirtschaftet das Unternehmen Geld mit meinen Werken, für mich jedoch fällt dabei keinerlei Gewinn ab. Da die Betreiber offensichtlich nicht bereit sind uns (den „Künstlern“) entgegen zu kommen sehe ich auch keinen Grund vorab per eMail „nett“ um eine Entfernung zu bitten.
Grundsätzlich gebe ich in solchen Fällen den Beschuldigten aber die Möglichkeit den Betrag entweder direkt an mich oder aber als Spende an einen Verein zu zahlen.

PS: Bitte nicht zu ernst nehmen. Ich bin beim Schreiben einfach sauer gewesen, denn immer wieder tauchen Fotografien von mir deutlich „entstellt“ im Netz auf und viele Seiten verweigern dabei jede Zusammenarbeit. Bei Roodle kann ich keinerlei Aussage über die Bereitschaft zur Zusammenarbeit treffen, da es hier bisher keinerlei Grund gab.

Nachtrag:
Gerade bin ich noch auf den Service „Fotonizer“ gestossen. Hier möchte ich einmal hervorheben, wie man tatsächlich sich auch rechtlich absichern könnte und sogar den Urhebern bei Umsätzen einen entsprechenden Obulos zukommen lassen kann. Denn bei Fotonizer werden die Fotos von Personen bearbeitet (siehe Blogbeitrag), die dort angestellt sind. Somit können diese auch eventuell vorhandene Urheberrechtshinweise erkennen und entsprechend reagieren. Klar, wenn so ein Wasserzeichen dann entfernt wird macht sich der Bearbeiter strafbar, ich gehe jedoch davon aus, dass hier professionell gearbeitet wird und daher soetwas nicht gemacht wird. Sehr gute Umsetzung!

Update 07. Mai:
Heute wurde ich per Kommentar gebeten, den Beitrag zu aktualisieren. Wenn man mich schon so nett darum bittet, komme ich dem natürlich gerne nach. Der Kommentar im Forum (Zitat s.o.) ist inzwischen verschwunden, daher funktioniert auch der Link nicht mehr.
Allerdings gibt es inzwischen vollständige Datenschutzbestimmungen und AGB. Wie zu erwarten war, gibt es jedoch weiterhin keinerlei Klärung, was bei illegalen Inhalten passiert. Die Macher von Roodle werden hier wohl lapidar auf die AGB verweisen,denke ich, denn hier heißt es, dass der Nutzer urheberrechtlich geschützes Material nicht verwenden darf. An der grundsätzlichen Problematik ändert dies jedoch nichts. Informationen für Rechtsinhaber sucht man ebenfalls weiterhin vergeblich. Es ist also damit zu rechnen, dass Roodle früher oder später mit Urheberrechtlich geschützen Werken Geld verdient (sei es über die Abos oder auch über die Bestellfunktion).

5 Antworten auf „Rechtlich fragwürdige Services: Fotos verändern (am Beispiel roodle)“

Neue AGB und Datenschutzerklärung…

Wir haben nun endlich unsere AGB und Datenschutzerklärung auf Trapp gebracht. Ausgearbeitet hat das ganze Stephan Hansen-Oest der für eCommerce- und Internetstartups tolle Beratungspakete anbietet. 
……

Deine Einwände kann ich in der Theorie nachvollziehen, in der Praxis nicht. Deine Haltung würde bedeuten, dass es solche Dienste gar nicht geben dürfte. Technisch lässt sich das von dir geforderte etwas ohne aufwändiges (und datenschutzrechtlich bedenkliches) Rechtemanagement nicht umsetzen.

Wie bei jedem Dienst, wird man sich bei der Verletzung von Urheberrechten, den den Diensteanbieter (also z.B. Roodle) wenden können. Und wenn Rechte verletzt werden, gibt es einen Unterlassungsanspruch aus § 97 UrhG, der ggf. dann auch im Rahmen einer Störerhaftung gegenüber dem Diensteanbieter geltend gemacht werden kann.

Wenn ich deine Argumentation richtig verstehe, müsste man auch Flickr abstellen. Und Teile von Wikipedia möglicherweise auch, da auch dort ggf. urheberrechtlich geschütztes Material missbraucht wird bzw. werden kann. Und aus Sicht der Privatnutzer ist ggf. auch an § 53 UrhG zu denken.

Ich kann deinen Punkt zwar nachvollziehen, zu Ende gedacht ist das aber IMHO nicht. Oder wir schalten das Internet ab. Das ist natürlich auch eine Lösung.

Nunja, der Beitrag ist in der Tat schon etwas älter… der Service von roodle ist noch online 😉
Also keine großen Sorgen machen.

Es ist wohl doch so, dass wir uns zukünftig eher Gedanken um eine neue Definierung von „Dein und Mein“ machen müssen. Ich hätte z.B. kein Problem damit, wenn andere meine Werke benutzten – ich sehe es aber auch als selbstverständlich an, dass man dann entsprechende Hinweise bringt.
Leider ist letzteres in Deutschland bisher eher nicht gegeben. Selbst große Zeitungen veröffentlichen tw. Fotos ohne Herkunftsnachweis. Ich finde dies sehr schade und hoffe inständig auf eine Besserung.

In anderen Ländern funktioniert es schließlich auch 😉

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