Nach der Vorarbeit und der Recherche kommt die Kür: Die Besichtigung vor Ort – oder wie ich es gerne nenne:
„Willkommen zum Recall!!!“
Offene Besichtigung
Die wohl schlimmste Form der „Besichtigung“ sind die sogenannten offenen Termine. Bei diesen Happenings kann jeder Wohnungssuchende einfach vorbei kommen. In den meisten Fällen werden diese Termine schon in der Anzeige erwähnt. Der Vorteil ist hier klar auf der Hand:
Der Vermieter bzw. Makler bekommt eine schiere Masse an Interessierten zu sehen.
Qualitativ hat sich bei uns leider sehr schnell gezeigt, warum es hier offene Besichtigungen gibt:
Nur allzu oft sind die Wohnungen von mittlerer bis schlechter Qualität. Oft muss man eine eigene Küche mitbringen, es muss renoviert (oder gar saniert) oder auch neuer Boden verlegt werden. Bezugsfertig bekommt hier eine ganz neue Interpretation. Aber so ist das leider in einem Markt, der vom Angebot regelrecht kontrolliert wird.
Der wohl größte Nachteil an einer offenen Besichtigung ist jedoch die schiere Menge an Bewerbern. Wenn es einmal wenig waren, kamen wir so auf die 3-50 Personen. Aber ich habe es auch erlebt, dass ich mit anderen (geschätzt gute 100) Personen in langer Warteschlange durch die Wohnung stapfte. Zeit für individuelle Fragen bleibt da leider nur selten, und noch weniger sich Vorstellungen zu machen wie man die Wohnung wohl einrichten würde.
Umso wichtiger ist es, dass man sich vorab gute Gedanken gemacht hat. So kann man viel gezielter Fragen stellen.
Geschlossene Besichtigung
Diese Termine sind das, was wohl die meisten unter einer Wohnungsbesichtigung verstehen. Je nach Makler oder Vermieter kann man bei diesen Terminen mit 3-4 anderen Pärchen zusammen die Wohnung ansehen. Häufig werden die Termine aber auch so gelegt, dass man quasi „Hand-in-Hand“ geht. Dadurch kann man sich die Wohnung in aller Ruhe ansehen.
Außerdem bekommt man einen viel besseren Eindruck von der Wohnung, wenn diese nicht durch unzählige Personen „vollgestopft“ ist.
Letztlich geht es doch darum, einen Platz zu finden wo man glücklich wird, sich nach der Arbeit entspannen kann und sich sein eigenes Reich aufbaut. Dies fängt bereits bei der Besichtigung an, wenn man sich im Kopf ausmalt, wie die Wohnung einzurichten oder zu gestalten wäre.
Der erste Eindruck …
… kommt kein zweites Mal.
Dies ist wohl der wichtigste Moment einer Besichtigung – egal ob offen oder geschlossen. Interessiert mich die Wohnung, muss ich mich interessant machen.
Zunächst einmal sollte man zu einer Besichtigung nicht in „irgendwelchen Klamotten“ gehen. Man sollte sich zwar auch nicht verstellen, trotzdem heißt es ein gutes Bild abzugeben. Beliebt sind nicht etwa die allein erziehenden Mütter die Hartz IV beziehen und jede Monatsmitte das Geld drei Mal umdrehen müssen, sondern die jungen Hippies mit gut dotiertem Job in der IT Branche und zwei Einkommen. Gut, das ist jetzt maßlos überzogen, aber es hilft die verschiedenen Ebenen zu visualisieren. Zieht euch schick an. Achtet auf euer Äußeres. Und immer: Lächeln.
Wenn ihr nun auf den Makler oder Vermieter zugeht, lächelt. Fragt freundlich, wo ihr euer Interesse bekunden könnt. Fragt vielleicht noch zwei oder drei Fragen zur Wohnung, aber achtet darauf, diese möglichst prägnant und präzise zu stellen. Wenn ihr etwas gefragt werdet, redet nicht „um den heißen Brei“ herum, sondern antwortet freundlich und direkt.
Wir haben es bei unseren Besuchen häufig erlebt, dass Interessierte sich regelrecht „um den Makler drängten“. Dieser wurde bearbeitet, man bräuchte doch die Wohnung so dringend und ach und je. Ergebnis: Diese Personen blieben meist sehr schnell negativ im Gedächtnis hängen. Macht euch keine Illusionen: Die meisten Vermieter/Makler machen diese Besichtigungen mehrmals die Woche. Da lernt man schnell sich Personen und deren Verhalten zu merken.
Also immer schön cool bleiben.
Nicht ihr müsst die Wohnung unbedingt haben, sondern der Vermieter muss auch unbedingt haben wollen.
Fragen?
Habt ihr noch Fragen, die euch brennend interessieren?
Oder soll ich noch etwas näher beschreiben oder ausführen?
Was interessiert euch noch?
Lasst es mich wissen, dann werde ich versuchen noch einen Nachbericht zu verfassen.
Foto: CC-BY-NC-SA m.p.3 (flickr)